Samstag mit: man sagt er sei verrückt gewesen

Da steht er, die Ärmel seines karierten Hemdes hochgerollt. Hinter ihm eine Schafherde, der Ackergaul, das Kind.

Der neue Pfarrer der kleinen Gemeinde Rippicha ist ungewöhnlich. Das runtergekommene Pfarrhaus renoviert er in Eigenleistung, baut einen Spielplatz für die Dorfkinder und predigt in so ungewöhnlicher Weise, dass die Kirche -einst ausgestorben- nun rappelvoll ist. Die DDR ist noch jung. Und der Glaube soll ausgelöscht werden. Rückständiges Denken. Stalin gibt die Richtung vor.

Brüsewitz ist der Kuschelkurs der Kirche mit der SED zu lau.

Er wird bekannt durch Aktionen wie diese: als alle zur Wahl gehen, steht auf seinem Bauwagen: ich habe schon gewählt- Gott.

Ein Neonkreuz auf der Kirche.

Das Ziehen der Egge mit seinem Trabant.

Eine zerrissene Stahlkette im Gottesdienst.

Er gerät ins Visier der Staatssicherheit.

Unter ungeklärten Umständen stirbt sein Pferd, mit dem er den Acker bewirtschaftet.

Der Dachboden in dem er Tierfutter lagert, gerät in Brand. Die Feuerwehr ist da, bevor der erste Funke fliegt.

Es gibt Drohungen, solle er seine Aktionen nicht lassen, würde man das Gesundheitssystem mit einbeziehen. In seinem Fall würde das bedeuten, ihn für verrückt zu erklären.

Brüsewitz wird den zersetzenden Methoden der Staatssicherheit nicht standhalten.

Legendenbildung umfasst in der Sprache des MFS: Szenarien aus Manipulationen zu erschaffen, die den Menschen zerstören.

Brüsewitz verbrennt sich auf dem Marktplatz in Zeitz.

“ Leben und Tod eines mutigen DDR-Pfarrers“ Oskar Brüsewitz von Freya Klier